Geschichte

 

GESCHICHTE DER BERUFSVEREINIGUNG DER BILDENDEN KÜNSTLER ÖSTERREICHS

Die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs mit derzeitigem Sitz im Schloss Schönbrunn wurde 1912 gegründet und ist die älteste Standes- und Interessenvertretung für bildende Künstlerinnen und Künstler in Österreich. Sie ist Ansprechpartner für Fachöffentlichkeit, Öffentlichkeit und Politik. Als Standes- und Interessenvertretung für Künstlerinnen und Künstler in Österreich setzt sie sich seit mehr als 100 Jahren für die kulturpolitischen, sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen und steuerrechtlichen Belange der Künstler/innen ein. In ihren Bemühungen um adäquate gesetzliche und soziale Rahmenbedingungen für den Berufsstand hält sie engen Kontakt zum Bundesministerium für Kunst, dem Gesetzgeber, politischen Verantwortungsträgern, Verwertungsgesellschaften, der Künstler-Sozialversicherung und diversen Künstlervereinigungen im In- und Ausland.

 

1912 – 1938

 

1912 fand die konstituierende Sitzung des Wirtschaftsverbandes bildender Künstler Österreichs im Wiener Künstlerhaus statt.
1913 erfolgte die Eintragung als Firma im Handelsregister. Ziel des Verbandes war, alle österreichischen Künstler unter einem Dach zu vereinen. Der erste Präsident war der Maler Hans Ranzoni.
Der Wirtschaftsverband verfolgte vor allem wirtschaftliche Interessen seiner Mitglieder. Sitz des Wirtschaftsverbandes war die Sezession, aber Versammlungen fanden im größeren Künstlerhaus statt. Eine eigene Galerie am Opernring 13 wurde unterhalten.

1919 – Neuer Sitz und ständige Verkaufsstelle in der Maysedergasse 4. Anfangs wurden nur einzelne Mitglieder anderer Vereinigungen in den Wirtschaftsverband aufgenommen – ab Juni 1919 kam es zur geschlossenen Aufnahme des Künstlerhauses, der Sezession und des Hagenbundes mit allen ihren Mitgliedern (die Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs und der Verein heimischer Künstler Klosterneuburgs waren bereits vorher Mitglieder geworden) und bald folgten weitere Vereinigungen in allen Bundesländern .

1925 – So wurde aus dem Wirtschaftsverband mit 351 Mitgliedern des Jahres 1914, eine “Dachorganisation” aller bildenden Künstler Österreichs mit 850 Mitgliedern.

1926 – Abänderung in “Zentralverband bildender Künstler Österreichs zur Wahrung ihrer Standes- und Wirtschaftsinteressen, reg. Genossenschaft m. b. H.”.

1932 – Auflassung des Geschäftslokals in der Maysedergasse 4, Sitz des Zentralverbandes wieder in der Secession.

1938 – Nach dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich, trat das deutsche Reichskulturkammergesetzt in Kraft.
Als eine zwangsweise Eingliederung aller bildenden Künstler in die Reichskunstkammer erfolgte, bestand die Organisation zwar noch weiter wurde aber in “Wirtschaftsgenossenschaft bildender Künstler, registrierte Genossenschaft mbH.” umbenannt und verlor unter dem Zwang der Reichskunstkammer völlig an Bedeutung.

 

Ab 1945

 

Im Mai 1945 ging daraus die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs als Verein mit Sitz im Künstlerhaus hervor. Zum kommissarischen Leiter wurde Dr. Rudolf Buchner ernannt, zu seinen Stellvertretern Franz Lex (für Malerei), Josef Müllner (für Bildhauerei), Otto Prutscher (für Architektur) und Josef Hoffmann (für Kunstgewerbe). Von allem Anfang an legte sie in ihren Satzungen fest, unpolitisch und pluralistisch im künstlerischen Bereich zu arbeiten, d.h. im Gegensatz zu Kunstvereinen keine künstlerisch oder idelogisch einseitige Ausrichtung zu vertreten. Nur so konnten undkönnen die Interessen aller bildenden Künstler/Künstlerinnen vertreten und gewährleistet werden.
Erste Tätigkeiten waren das Ausstellen von deutsch-russischen Künstlerausweisen. Die Russen vergaben die ersten Aufträge (meist Offiziersporträts) und zahlten in Lebensmitteln. Bestätigungen zum Bezug zusätzlicher Lebensmittelkarten für notleidende Künstler wurden eingeführt. Materialbeschaffung: Farben, Pinsel und Leinen wurden aus dem westlichen Ausland beschafft, sowie aus Spenden des British Council und des Canadian Council. Die Berufsvereinigung wollte über das ganze Gebiet Österreichs wirken, egal in welchen Militärzonen die Bundesländer aufgeteilt waren und so wurden schon ab Herbst 1945 die ersten Landesorganisationen gegründet.

Oktober 1945 –  Die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs übersiedelte unter dem Präsidenten Karl Stemolak ins Gebäude des Franziskanerklosters in der Inneren Stadt.

1946 Gründung der Sektion für Gartenarchitektur und ein Urlaubsheim für Künstler wurde von Heinrich Freiherr Hammer-Purgstall im Schloss Hainfeld bei Feldbach mit 22 Räumen angemietet.
Die erste Auslandsausstellung wurde in Griechenland organisiert.

1946/47 mietete die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs am Watschberg im Pinzgau eine Sennhütte mit acht Betten für den Wintersport, aber Kündigung des Urlaubsheims im Schloss Hainfeld aus finanziellen Gründen.

1947 – Der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs wurde eine Anzahl von Räumlichkeiten im Schloss Schönbrunn zugeteilt.
Sie organisierte  im Künstlerhaus die „Erste Große Österreichische Kunstausstellung“, welche in die Kulturgeschichte eingegangen ist.
Die Vielgestaltigkeit, in welcher sich die bildende Kunst damals trotz eines gerade überstandenen Krieges manifestierte, sollte in dieser Ausstellung erstmals in ihrem vollen Umfang einer breiten Öffentlichkeit vorgeführt werden. Mit viel Einfallsreichtum wurden die Ausstellungsräume gestaltet, die Flächen vor dem Künstlerhaus in zwei Gastgärten umgewandelt und eine originelle Plakatstraße errichtet. Neben Gemälden, Grafiken, Skulpturen und Plastiken wurde dem Publikum an Hand ausgestellter Plakate, Bühnenmodellen, Gartenanlagen und kunsthandwerklicher Erzeugnisse gezeigt, in welchem Ausmaß Künstlerinnen und Künstler wieder ins praktische Leben eingriffen.

 

1947 Erste große Kunstausstellung nach dem 2. Weltkrieg

Bemerkenswert ist auch, dass in der Ausstellung unter den Ausstellern sehr viele Frauen waren. Die Mitglieder der Berufsvereinigung hatten daran mit 752 ausgestellten Kunstwerken einen großen Anteil. An der Eröffnungsfeier nahmen der damalige Bundespräsident Karl Renner, Bundeskanzler Leopold Figl, Unterrichtsminister Felix Hurdes, der damalige Bürgermeister Theodor Körner und der Präsident des Nationalrates Leopold Kunschak teil. Auch Vertreter der alliierten Besatzungsmächte nahmen an der Eröffnungsfeier teil.
Die Wiener Philharmoniker boten den musikalischen Rahmen.
Insgesamt dauerte die Ausstellung bis 19. Oktober 1947 und wurde von 61.567 Menschen besucht, obwohl der Eintrittspreis von 2 Schilling relativ hoch war.
Zahlreiche Wanderausstellungen in den Bundesländern folgten.

1948  – Abschluss des Mietvertrages zwischen der Schlosshauptmannschaft und der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs.

1949 – Die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs wurde in Landesverbände gegliedert: Wien mit Niederösterreich und Burgenland, Steiermark, Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Diese wurden in dem neu gegründeten Zentralverband vereint. Der Gesamt-Mitgliederstand mit allen Landesverbänden wies etwa 6000 bildende Künstler aller Fächer auf. Viele bekannte Künstler sind in dieser Zeit der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs beigetreten, u.a.: Hugo Darnaut, Albert Janesch, Igo Pötsch, Karl Stemolak, Rudolf Eisenmenger und Wilhelm Dachauer ebenso wie die Rektoren der Akademien, Robin C. Andersen, Max Fellerer, Viktor Slama und Otto Prutscher sowie die Architekten Siegfried Theiss und Hans Jaksch. Auch Alfred Kubin, der Bildhauer Gustinus Ambrosi, der Maler und Akademieprofessor Carl Fahringer sowie Ernst Fuchs, Kurt Moldovan, Carlos Riefel und Otto Beckmann, Gustinus Ambrosi, Friedrich Aduatz, Hanns Babuder, Werner Berg, Eduard Bäumer, Franz Barwig, Hubert Berchtold, Maria Biljan Bilger, Hans Bren, Norbertine von Bresslern Roth, Albert Birkle, Herbert Boeckl, Arik Brauer, Arthur Brusenbauch, Arnold Clementschitsch, Alfred Cossmann, Lucas v. Cranach, Ernst Degasperi, Gerhild Diesner, Michael Drobil, Josef Dobrowsky, Franz Elsner, Josef Engelhart, Anton Filkuka,  Paul Flora, Max Frey, Ernst Fuchs, Helene Funke, Oskar Gawel, Alfred Gerstenbrand, Wilhelm Gösser, Anselm Grand, Hans Gunsam, Christa Hauer, Leopold Hauer, Richard Hartlfinger, Karl Hauk, Carry Hauser, Hilde Heger, Josef Hofmann, Ernst Huber, Josef Humplik, Wolfgang Hutter, Heinrich Ludwig Jungnickel, Wilhelm Kaufmann, Jan Milan Krkoschka, Hugo f. Kirsch, Oskar Laske, Maria Lassnig, Fritz Martinz, Gerda Matejka-Felden, Gustav Messing, Arnulf Neuwirth, Ernst Paar, Sergius Pauser, Adalbert Pilch, Hans Robert Pippal, Rudolf Pleban, Michael Powolny, Lois Pregartbauer, Heribert Potuznik, Otto Prutscher, Otto Rudolf Schatz, Viktor Slma, Karl Sterrer, Ferdinand Stransky, Bartholomäus Stefferl, Karl Stemolak, Otto Trubel, Wilhelm Unger, Max Weiler, Heinrich Zita, Franz von Zülow und Hedwig zum Tobel

1950 – Die Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs mietete einige Säle des Liechtensteinpalais für einige Ausstellungen – Erste Ausstellung “Kunst für jedermann” wurde zum Erfolg.

Um 1970  – Die Kronprinzen-Appartements des Schlosses Schönbrunn wurden fallweise für Mitgliederpräsentationen genützt.

1973 führte die Sektion der Restauratorinnen und Restauratoren in den Räumen der Berufsvereinigung eine bemerkenswerte Ausstellung „Rettung von Kunstwerken“ durch, die sowohl durch die Zahl der kostbaren Exponate, als auch durch den herausgegebenen Fachkatalog internationale Anerkennung fand.
Es gab u.a. Ausstellungen in den Räumen der Österreichischen Staatsdruckerei, in den Sälen des Österreichischen Staatsarchivs, im Bezirksmuseum Innere Stadt im Alten Rathaus in der Wipplingerstraße und viele mehr.

Im Jahre 1996 eröffnete der Landesverband für Wien, Niederösterreich und Burgenland Ausstellungsräume im 8. Wiener Gemeindebezirk Josefstadt. Nach einem Jahr mit guten Ausstellungen musste der Betrieb allerdings eingestellt werden.

Heute werden für die Mitglieder der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs jährlich mehrere Gemeinschaftsausstellungen im In- und Ausland in Galerien, Museen und sonstigen repräsentativen Ausstellungsorten organisiert. Außerdem werden im Ausstellungsraum „Kunstsalon Schönbrunn” der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs“ im Schloss Schönbrunn Gemeinschaftsausstellungen der Mitglieder gezeigt.

Um die künstlerische Qualität in der zeitgenössischen bildenden Kunst zu würdigen und das Talent, die Vision und den Innovationswillen der Künstler/innen zu fördern, schreibt der Landesverband W/NÖ/Bgld. der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs jährlich einen bis zu 7.000 EURO dotierten ART-Award für ihre Mitglieder in zwei Kategorien aus: “Malerei und Grafik” sowie “Bildhauerei, Keramik, Installationen”. Im Intervall von zwei Jahren wird ein Wettbewerb für zeitgenössischen Autorenschmuck und ein Wettbewerb für Textilkunst sowie alternierend ein Fotowettbewerb ausgeschrieben.

 

Heute:

 

Als Standes- und Interessensvertretung für in Österreich lebende Künstlerinnen und Künstler setzt sich die Berufsvereinigung heute für die

  • kulturpolitischen
  • sozialen
  • wirtschaftlichen und
  • rechtlichen sowie steuerrechtlichen Belange

ihrer Mitglieder ein und ist bestrebt an der Gestaltung der Rahmenbedingungen mitzuwirken, damit die Interessen der Kunstschaffenden gebührende Berücksichtigung finden. Natürlich ist es wichtig, über Ausstellungen Kunst zu präsentieren, aber mindestens ebenso wichtig ist es die Bedingungen dafür zu schaffen, dass Kunst überhaupt entstehen kann.